Vom 10. bis zum 12. November 2023 wird die Landeshauptstadt Schwerin zum Zentrum einer traditionsreichen Feierlichkeit: Der Martensmarkt. Dieses dreitägige Fest zelebriert einen mittelalterlichen Brauch und symbolisiert zugleich die erneuerte Freundschaft zwischen den Städten Lübeck und Schwerin nach der Wiedervereinigung Deutschlands.
Das Martensmarkt-Programm:
Die festlichen Aktivitäten des Martensmarktes beginnen am 10. November auf dem Schweriner Marktplatz mit einer feierlichen Eröffnung. Hierbei dürfen sich insbesondere die Kinder auf einen traditionellen Laternenumzug freuen. Anschließend können sie sich gemeinsam mit ihren Eltern am Lagerfeuer mit Knüppelkuchen stärken. Am 11. November findet ein lebhaftes mittelalterliches Markttreiben statt. Händler bieten auf dem Martensmarkt Holz-, Filz- und Keramikarbeiten an historisch gestalteten Ständen an. Die Atmosphäre wird durch Gaukelei, mittelalterliche Musik und die Kostüme von Knappen, Edelleuten, Mägden, Rittern, Gauklern und Tänzern bereichert.
Das eigentliche Highlight des Festes stellt jedoch die Ankunft des Martensmannes am 12. November um 15:00 Uhr dar. Ein Festumzug mit Spielleuten führt vom Schweriner Schloss zum Marktplatz, wo das mit Lübecker Rotspon gefüllte Fass feierlich angestochen wird. Der edle Tropfen wird anschließend an die Schweriner Bürger sowie an Gäste der Stadt ausgeschenkt. Das Ritual beinhaltet außerdem eine Diskussion zwischen dem Martensmann und dem Schweriner Stadtpräsidenten und hat sich als fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Landeshauptstadt etabliert.
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Die Geschichte des Martensmannes
Die Geschichte des Martensmannes reicht weit in das Mittelalter zurück. Vor über 700 Jahren begann dieser Brauch, bei dem sich der Lübecker Martensmann auf den Weg zum Herzog von Mecklenburg nach Schwerin machte. Der Lübecker Bote brachte als Zeichen der Freundschaft ein Fass Wein mit, der von den Lübecker Kaufleuten als “Rotspon” bezeichnet wurde. Dieser Wein wurde aus Frankreich importiert und in Lübeck in eigenen Holzfässern gelagert. Der ursprüngliche Brauch wurde seit 1805 infolge der napoleonischen Kriege nicht mehr durchgeführt und endete 1817. 1991 erlebte der Brauch durch die Initiative von Björn Engholm, dem damaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, eine Renaissance. Im Jahr 2020 wurde dieser Brauch sogar in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen.
Die Reise des Martensmannes dauerte zwei Tage und führte über Schönberg nach Rehna, wo der Martensmann übernachtete und Dragun. Die Bevölkerung erwartete seine Ankunft stets mit großer Vorfreude, nicht zuletzt wegen der Gaben, die er verteilte. Dazu zählten Äpfel, Nüsse, Semmel und kleine Münzen. Doch im Laufe der Jahre kam es auch zu Konflikten und Auseinandersetzungen, insbesondere mit der Jugend, die den Martensmann gelegentlich der Knausrigkeit bezichtigte. Trotz dieser Herausforderungen und Veränderungen über die Jahrhunderte hinweg bleibt der Martensmann ein Symbol für Freundschaft, Zusammenhalt und Tradition der Städte Lübeck und Schwerin. Im Übrigen wird die Ankunft des Martensmannes in Rehna mittlerweile als Volksfest begangen.
In Schwerin war der Bote aus Lübeck hingegen immer ein gern gesehener Gast. Wenn die Kutsche des Martensmannes die Stadt erreichte, schallte es: „Hey Marten! Musmarten! Penningmarten!“, in den Schweriner Straßen. Ursprünglich war die Kutsche des Abgesandten des Lübecker Rates mit einem Ohm (145,4 Liter-Fass) Rheinwein beladen. Seit der Wiederaufnahme des Brauches 1991 hat das Weinfass nur noch 100 Liter Fassungsvermögen und ist für alle interessierten Bürger von Schönberg, Rehna und Schwerin bestimmt. Offensichtlich ist der Durst der Bürger aber so groß, dass das Fass vor jedem Halt neu befüllt werden muss.