Der Glanz des stolzen Gutshauses Thurow, 35 Kilometer von Schwerin entfernt, war verblasst. Kein Mensch hatte vor acht Jahren eine Verwendung für das leerstehende Gebäude. Dann interessierten sich Marcel und Leonard Engel für das Gutshaus. Damit begann eine Erfolgsgeschichte.

Im Jahr 2014 wurden Marcel und Leonard Engel auf das Gutshaus Thurow aufmerksam. Alles glich damals mehr einer Müllhalde als einem „hochherrschaftlichen“ Wohnsitz. Es würde Jahre dauern, bis diese Großbaustelle wieder Gemütlichkeit ausstrahlen würde. Das Ehepaar aus Hamburg nahm die Herausforderung an. Sie kauften Haus und Grundstück zu einem günstigen Preis von einem Bauunternehmer.

Gutshaus Thurow wurde 1864 erbaut

Gut Thurow kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Im Jahr 1444 verlieh Herzog Heinrich IV. von Mecklenburg die Güter Bresen, Ventschow, Thurow, Jesendorf und Bibow an Johann von Bassewitz. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte Thurow dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht von Sperling. Danach erwarben die von von Wopersnows das Gut. 1822 kam es dann aber in „bürgerliche“ Hand. Die beiden Brüder Heinrich und Carl Lübbe kauften das Gutshaus Thurow.

1864 wurde das jetzige Gebäude im englischen Tudorstil erbaut. Auftraggeber war Christoph Heinrich Lübbe. Die Lübbes blieben bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Thurows Gutsherren. 1945 floh die Familie nach Eutin. Auf ihr Gut konnten sie nicht wieder zurück. Wie alle Gutsbesitzer wurden sie, im damals kommunistischen Teil Deutschlands, enteignet. Aus Gut Thurow wurde ein Flüchtlingslager, später ein Bauernhof und dann ein Konsum. 2014 wirkte alles verwahrlost – der Zahn der Zeit hatte an Thurow genagt.

Wie kommt man darauf, ein Gutshaus zu kaufen?

Gutshaus Thurow: Marcel und Leonard Egel im GesprächAls Friseurmeister und Maskenbildner kommen beiden Gutsherren aus völlig anderen Metiers. Die Idee dafür entstand spontan. „Beim Zähneputzen blickten wir im Urlaub 2009 in der Uckermark auf ein altes Schloss, als mich Marcel fragte, ob ich mir so was vorstellen könnte“, erinnert sich Leonard Engel. Was anfangs wie eine fixe Idee klang, nahm mit der Zeit immer mehr Gestalt an. Nach mehrjähriger Suche und etlichen Besuchen in Thurow war die Entscheidung gefallen: Für einen niedrigen fünfstelligen Betrag kauften die Engels das Haus mit dem einen Hektar großen Anwesen.

Haus lädt zur Zeitreise ein

Die 650 Quadratmeter Wohnfläche, mit seinen 38 Zimmern, mussten wieder auf Vordermann gebracht werden, wie auch der Park des Gutes. Auf die Engels wartete ein großes Stück Arbeit. Nach und nach bekam das Gutshaus Thurow seinen Charme zurück.

Gutshaus Thurow: Blick aus dem Fenster

Schon am Ortseingang von Thurow präsentiert sich das Gutshaus als unübersehbarer Blickfang. Alles lädt zu einer Zeitreise ein. Bereits das Eingangsportal hält eine erste Überraschung bereit: Der Eingang ist nicht mittig, sondern nach innen ausgeformt und man gelangt durch eine schräg angeordnete Tür in das Haus. Im Inneren geht es dann in diesem Stil weiter.

In die Bibliothek gelangt man vom Foyer aus über eine Ecktür. Kommt man in den Saal des Hauses, fällt einem sofort ein wunderschöner Erker ins Auge. Einige Salons und das Treppenhaus haben zudem einen achteckiges Grundriss.

Viel Geschmack und Detailverliebtheit

Nicht nur baulich ist Gutshaus Thurow eine Reise wert. Die Ausstattung des Hauses zeugt von Geschmack und einer großen Detailverliebtheit. „Alle antiquarischen Gegenstände haben wir uns nach und nach angeschafft.“, sagt Marcel Engel, der uns stolz sein Kleinod präsentiert. Vom Wohnstil habe man sich an Frankreich orientiert. Genau das merkt man auf Gut Thurow. Überall weht einem ein Gefühl von Eleganz und vorzüglichem Stil entgegen. Die Gutsherren legen großen Wert darauf bei der Einrichtung möglichst nahe am Original zu bleiben.

Gibt es bei so vielen Räumen eigentlich einen Lieblingsplatz? „Die Küche. Sie ist Wohnzimmer, Esszimmer und Arbeitszimmer.“, sagt Leonard Engel. Marcel Engel bevorzugt den Park. “Da komme ich einmal aus der Dauerbaustelle raus und ist nicht staubig.”

Wie viel Geld, Zeit und Arbeit in der Sanierung des Gutes steckt, lässt sich beim Rundgang nur erahnen. Aber, es hat sich gelohnt.

Ferien machen im Gutshaus

Inzwischen bringt das Gutshaus mit sechs Ferienwohnungen das erste Geld ein. Mit der Belegung sind die Engels zufrieden. Viele Menschen suchen eine Auszeit fernab vom Alltag und Stress. Das aus der Zeit gefallen wirkende Gutshaus ist dafür ein passender Ort.

Wer also Lust hat sich selbst einmal als Gutsherr zu fühlen, der kann auf der Webseite vom Gutshaus Thurow eine Wohnungen mieten.

Zukünftig sollen nicht nur Ferienwohnungen vermietet werden. Leonard und Marcel Engel schwebt das Gutshaus Thurow als Veranstaltungsort vor. Dafür bauen sie gerade den Veranstaltungssaal aus.

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Die Gutsherren im Interview

Die Renovierung des Gutshauses in Thurow war für die Besitzer Marcel und Leonard Engel ein Projekt, das jahrelangen Einsatz erforderte. Trotzdem stellten sie sich nie die Frage, ob die Arbeit Sinn macht. Welche Höhen und Tiefen es gab, das erfahrt ihr im Video.