Sonne, Strand, Urlaub – es muss nicht immer die lange Flugreise sein, um genau das zu erleben. Die Ostsee ist bei uns um die Ecke und so stand der Entschluss in der Redaktion sehr schnell fest: Ein paar Tage auf die Insel Usedom! In dieser Artikelserie berichten wir über diesen, in jeder Hinsicht, bemerkenswerten Ausflug.

Diesmal soll es nicht die deutsche Seite der Insel sein. Marco und mich interessiert Swinemünde, oder Świnoujście, wie man in Polen sagt. Ein Hotel ist schnell gefunden. Über Online-Plattformen wie „Booking.com“ gibt es eine große Auswahl der unterschiedlichsten Kategorien. Für jeden Geldbeutel sollte so tatsächlich etwas dabei sein. Wir entscheiden uns für ein Hotel in der Kategorie „3-Sterne“, direkt in Strandnähe gelegen.

Swinemünde – Bansin: Die längste Promenade Europas

Von Schwerin bis nach Swinemünde braucht man etwa drei Stunden Fahrt. Eine wirkliche Grenze, die die deutsche Seite Ahlbeck vom polnischen Swinemünde trennt, gibt es heute nicht mehr. Strandwanderer könnten im Strandbad Bansin losgehen und so die zwölf Kilometer über Heringsdorf und Ahlbeck zu Fuß nach Swinemünde zurücklegen. Der Grenzzaun, der früher schwer bewacht wurde, existiert heute nicht mehr. Er wurde 2007 entfernt, als Polen dem Schengen-Abkommen beitrat.

Heute kann der Strandbesucher nur noch an einer Sache erkennen, auf welcher Seite er sich befindet: In Polen stehen die Papierkörbe auf dem Strand, in Deutschland sieht man sie nicht, weil sie in den Dünen stehen. Ansonsten ist es eine einzige Strandpromenade, welche die Länder miteinander verbindet. Mit einer kleinen Trickserei kann man diese Promenade sogar als die längste Strandpromenade Europas bezeichnen.

Vor einigen Jahren wurde lediglich die Kaiserpromenade von Ahlbeck und Heringsdorf, so wie die Promenade in Swinemünde mit einem Stück Asphalt verbunden. Eigentlich sieht man daher vom Strand an dieser Stelle nicht viel, da es lediglich ein Waldweg ist.

Deutsche Touristen wohin das Auge schaut

Wenn wir vorher geglaubt hatten, dass wir an der Sprache erkennen können, dass wir uns in Polen befinden, dann lagen wir da ziemlich falsch. Es ist Juli und Ferienzeit: Überall deutsche Touristen, die sich durch die Straßen des Badeortes bewegen.

Wir haben noch etwas Zeit, bis wir in unser Hotel einchecken können. Diese Zeit nutzen wir, um einmal den Grenzmarkt an der Grenze zu inspizieren. Der existiert schon seit vielen Jahren und er ist ganztägig ein Magnet für viele Deutsche, die dort einkaufen. Man findet dort viele vermeintliche „Schnäppchen“ und Geiz ist bekanntlich geil. Trotzdem sollte man einige Dinge beachten, damit der Ausflug auf dem Markt kein Horrortrip wird.

Auf dem Markt werden viele Waren angeboten. Du kannst dort DVDs und Musik-CDs ebenso kaufen wie Textilien, Angelbedarf, Unkrautvernichtungsmittel oder Parfüm. Du solltest aber wissen, dass 90 Prozent der Dinge, die dort angeboten werden, kopiert und daher keine Originale sind. Die Preise für diese, teilweise gut gemachten Plagiate, sind erschwinglich und daher für Schnäppchenjäger interessant. Die Einfuhr solcher Waren nach Deutschland ist aber eigentlich nicht erlaubt, was aber scheinbar stillschweigend geduldet wird.

Mit einem Lächeln im Gesicht abgezogen

Vorsicht ist aber beim Zigarettenkauf geboten. Hier verstehen die deutschen Behörden keinen Spaß. Wie schnell man hier vom vermeintlich freundlichen Händler übers Ohr gehauen werden kann, haben wir am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Während Du in Deutschland für eine Stange Zigaretten gut zwischen 60 und 80 Euro berappen musst, bekommst Du eine Stange auf dem Polenmarkt schon für um die 30 Euro. Ein Grund für uns, da zuzuschlagen.

An jeder Ecke stehen auf dem Markt Zigarettenhändler und preisen ihre Ware, teilweise lauthals an. Manchmal erinnert das an Marktschreier auf dem Fischmarkt in Hamburg. Wir jedenfalls waren skeptisch und vorsichtig. Ganz am Anfang der Bretterbuden, die auf dem Markt überall stehen, sass ein Junge vor seinem Stand und schaute in sein Handy. Er gehörte offenbar nicht zu der Sorte Verkäufer, die glauben, wer am meisten brüllt, macht das Geschäft. Uns erschien das sympathisch und wir wollten dort einkaufen. Wir sprachen ihn an. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Er griff zum Handy und rief seinen Companion an. Offensichtlich hatte er auf den Stand nur aufgepasst.

Wenig später nahte sein Gefährte schnellen Schrittes und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Natürlich hatte er die besten Zigaretten auf dem Markt. „Kauf hier, bei den anderen hast Du nur Kartoffeln in der Schachtel.“, sagte er spitzbübisch. Wir handelten ihn noch einmal um fünf Euro des Ursprungspreises runter. Mit einem gespielt zerknirschten Gesicht, ließ er sich auf den Handel ein, ging nach hinten, holte eine Schachtel und vergaß uns zum Abschied auch nicht daran zu erinnern, dass wir am nächsten Tag gerne wiederkommen könnten.

Das eine oder andere Schnäppchen

Später sahen wir dann, dass die Stange Zigaretten überhaupt keine Steuerbanderole hatte. Nachdem wir das erste Päckchen aufmachten, wussten wir warum: Der freundliche Händler hatte uns selbst gedrehte Zigaretten in einer gefälschten Packung verkauft. Wir konnten die Schachteln jetzt nur noch entsorgen.

Daher Vorsicht: Oft werden auf dem Markt Zigaretten ohne Banderole verkauft. Diese darfst Du in Deutschland nicht einführen. Machst Du es trotzdem, so kann das ein teures Unterfangen für dich werden. Im schlimmsten Fall zieht es dann sogar ein Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung nach sich.

Besser ist es natürlich, wenn Du dem Laster des Rauchens nicht frönst. Möchtest du aber trotzdem Zigaretten in Swinemünde kaufen, dann am besten in einem Tabakshop, im Supermarkt oder an den Tankstellen.

Für uns war der Markt am Ende doch ein Erlebnis. Auch wenn er sicherlich nicht mit einem herkömmlichen Markt zu vergleichen ist, lohnt sich ein Besuch trotzdem. Es ist aber bei jedem Geschäft Vorsicht geboten. Beherzigt man das, dann kann man dort gut das eine oder andere Schnäppchen machen.

Für uns war es nun jedenfalls an der Zeit wieder in den Ort zu fahren. Schließlich wollten wir in unser Hotel einchecken und Swinemünde erkunden. Das sollte noch einige bemerkenswerte Erlebnisse mit sich bringen. Langweilig wurde es jedenfalls nicht.

Lies auch den zweiten Teil dieser Artikelserie: Kurzurlaub in Swinemünde Teil 2: Promenade, Strand und Gastfreundschaft